Tierpräparation vor 1850 in Theorie und Praxis

Tierpräparation vor 1850 in Theorie und Praxis

Veranstalter
Dorothee Fischer und Robert Bauernfeind
PLZ
-
Ort
-
Land
Deutschland
Findet statt
Digital
Vom - Bis
31.05.2024 -
Von
Dorothee Fischer und Robert Bauernfeind

Sammelband ,Weder Fisch noch Fleisch‘: Tierpräparation vor 1850 in Theorie und Praxis - Call for Papers

- Abstracts (max. 350 Wörter) bis zum 31. Mai 2024
- Beiträge (bis 40.000 Zeichen) bis November 2024
- Publikation (print + OA) geplant für 2025

Tierpräparation vor 1850 in Theorie und Praxis

Der Sammelband 'Weder Fisch noch Fleisch' fragt nach Theorie und Praxis der Tierpräparation vor 1850. Im Fokus stehen Tierpräparate, die vor der Modernisierung der Taxidermie um die Mitte des 19. Jahrhunderts angefertigt wurden. Präparate an sich irritieren in ihrer semantischen Ambivalenz, weil sie zugleich die Sache selbst und ihr Abbild sind. Vormoderne Tierpräparate durchliefen zudem häufig eine Verzerrung, da sie infolge ihrer Konservierungsmethoden anfällig für Deformationen waren und so weniger Evidenz vom Aussehen der Tiere schafften denn als ästhetische Objekte Eigendynamik entwickelten. Dass die historischen Präparate in Sammlungen des 18. und 19. Jahrhunderts häufig vernachlässigt wurden, trug zum Fortleben dieser Eigendynamik bis in die Gegenwart bei. An den – verhältnismäßig wenigen – erhaltenen Präparaten der Vormoderne sind häufig Schadstellen, Verformungen und Verfärbungen zu beobachten. Allerdings trugen sowohl unbeabsichtigte als auch bewusst zugefügte Deformationen der Präparate zur Vorstellung vom ‚Wesen‘ der jeweiligen Tiere bei, seit Präparate im 16. Jahrhundert einen Grundstock frühneuzeitlicher Naturaliensammlungen bildeten.

Im Sinne dieser Beobachtungen will der Sammelband historische Tierpräparate nicht nur als Objekte der Wissenschafts- und Sammlungsgeschichte, sondern auch in ihrer Ästhetik analysieren und als Quellen historischer Mensch-Tier-Beziehungen deuten. Damit reagiert die Themenstellung auf aktuelle Impulse gleich mehrerer Forschungsdiskurse und forciert eine interdisziplinäre Erforschung von Präparaten. Während diese in jüngster Zeit verstärkt unter sammlungshistorischen Fragestellungen thematisiert wurden, schlagen Fragen nach dem Präparat als ästhetischem Objekt und Spur des lebendigen Tieres eine Brücke zwischen bildwissenschaftlichen Fragestellungen und den Human-Animal Studies, in denen tote, aber materiell überlieferte Tiere bislang weniger Beachtung finden als lebendige. Im Rahmen der Publikation soll nachgewiesen werden, dass diese aber das Verhältnis von Menschen zu nicht-menschlichen Tieren vergleichbar zu beeinträchtigen fähig sind. Fragen nach den ‚Biografien‘ einzelner Präparate bilden häufig ein Desiderat. Auch die genauen Praktiken der Präparation der Tiere vor 1850 wurden bislang, wenn überhaupt, nur marginal beleuchtet. Leerstellen wie diesen sollen die Beiträge des Sammelbandes auf den Grund gehen.

Beitragsthemen können beispielsweise Präparationsverfahren vor 1850, Spezifika der konservierten Tierkörper selbst, aber auch ihren Anteil an frühneuzeitlicher Wissensgenerierung umfassen. Wie lassen sich die frühen Präparate zwischen naturkundlichem Interesse und künstlerischem Handwerk verorten? Wie unterscheiden sich die Verfahren von denen folgender Jahrhunderte? Was sagen diese Objekte über historische und aktuelle Mensch-Tier-Beziehungen aus?

Bei einem Workshop an der Universität Trier im Sommer 2022 (https://arthist.net/archive/36990) wurde bereits ein Austausch zwischen geisteswissenschaftlichen Positionen und solchen naturkundlicher musealer Praxis initiiert. Der Sammelband versteht sich als Fortsetzung dieses Dialoges und Vertiefung der interdisziplinären Auseinandersetzung mit früher Tierpräparation. Wir ermutigen daher u.a. Beitragende aus der Kultur-, Kunst-, Wissenschafts- und Sammlungsgeschichte, ebenso wie PraktikerInnen aus dem Handwerk und Museumsbetrieb, Vorschläge einzusenden.

BewerberInnen bitten wir ein max. 350 Wörter umfassendes Abstract sowie eine Kurzbiografie via Mail bei den HerausgeberInnen – Dorothee Fischer (fischerd@uni-trier.de) und Robert Bauernfeind (robert.bauernfeind@philhist.uni-augsburg.de) – einzureichen. Abstracts und Beiträge können in deutscher und englischer Sprache verfasst werden.

Die Frist zur Einreichung der Abstracts endet am 31. Mai 2024, eine Rückmeldung erfolgt bis Ende Juni 2024. Der weitere Zeitplan sieht die Abgabe der vollständigen Beiträge (bis 40.000 Zeichen und mit bis zu max. vier Abbildungen) am 15. November 2024 vor.
Geplant ist die Publikation des Bandes für 2025.

Animal Preservation before 1850 in Theory and Practice

Call for Papers for the interdisciplinary volume
'Weder Fisch noch Fleisch': Animal Preservation before 1850 in Theory and Practice

Abstracts (350 words): May 31, 2024

The volume ‘Weder Fisch noch Fleisch’ explores the theory and practice of animal preparation prior to 1850. The book project focuses thus on animal preparations made before the modernization of taxidermy around the middle of the 19th century. While taxidermied objects themselves are irritating in their semantic ambivalence of being both the animal itself and its representation, early modern animal preparation often underwent a further distortion: It was susceptible to deformation due to inadequate conservation methods and created less evidence of the animals' appearance rather than developing its own momentum as an aesthetic object. Neglection of historical specimens in modern collections contributed to the continuation of this momentum right up to the present day. Damage, deformation and discolouration can often be observed on the - relatively few - preserved pre-modern specimens. However, both unintentional and deliberate deformations of the specimens contributed to the idea of the 'nature' of the respective animals since specimens formed the basis of early modern natural history collections in the 16th century.
In line with these observations, the volume aims to interpret historical specimens not only as objects of the history of both science and collecting, but also in terms of their distinct aesthetics and as sources of insights into (historical) human-animal relationships. In this way, the topic responds to current impulses from various research discourses, promoting interdisciplinary research. While these objects have recently been increasingly addressed from the perspective of collection history, questions about the taxidermied animal as an aesthetic object and trace of the living animal, further bridges the topic to questions of Visual Studies and Human-Animal Studies. From a Human-Animal Studies perspective, deceased yet materially preserved animals still receive less attention than living ones, despite their comparable impact on the relationship between humans and non-human animals. Also, questions about the 'biographies' of individual specimens are often a desideratum. Moreover, the exact practices of animal preparation before 1850 have only been marginally examined. The contributions of this volume aim to fill these gaps.

Topics for contributions could encompass, for example, preparation methods, preserved specimens, and their contribution to knowledge production. How do early preparations straddle naturalist interest and artistic craftsmanship? How do these procedures differ from subsequent centuries, and what insights do these objects offer into historical and contemporary human-animal relationships?

A workshop held at the University of Trier (https://arthist.net/archive/36990) in the summer of 2022 ignited the dialogue among perspectives from the humanities and natural history museum practice. The volume positions itself as a continuation of this exchange and a deepening of the interdisciplinary examination of early animal preparation. We welcome contributions not only from scholars in cultural studies, art history and the history of science and knowledge, but also from practitioners of the trade and museum professionals, as well as individuals from other disciplines and perspectives.

Prospective contributors are invited to submit an abstract (max. 350 words) and a brief biography via email to the editors, Dorothee Fischer (fischerd@uni-trier.de) and Robert Bauernfeind (robert.bauernfeind@philhist.uni-augsburg.de). Abstracts and contributions may be presented in either English or German.

The deadline for submitting the abstract is May 31, 2024. Feedback on our decision will be provided by the end of June 2024. The submission date of the complete contribution (with up to 40,000 characters and 3-4 illustrations) is November 15, 2024.
The publication is planned for 2025.

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